Deutschland ist Fonds-Europameister

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Bild: Samuel Hagger/Unsplash

Laut Zahlen des Branchenverbands BVI ist Deutschland der größte Fondsmarkt in Europa. Heimische Privatanleger hielten Ende März Fonds im Wert von fast einer Billion Euro. Wichtigster Vertriebskanal sind die Banken, doch jeder zehnte Fonds wird mittlerweile über den freien Vertrieb verkauft.

Die Deutschen werden ihrem Ruf als Sparweltmeister schon länger nicht mehr gerecht – die Spar-quote sinkt immer weiter. Doch dafür jetzt steht fest: Sie sind Fonds- Europameister. Mit 991 Milliar-den Euro halten deutsche Privatanleger 27 Prozent des gesamten Fondsbesitzes in der EU sowie in Großbritannien. Damit ist Deutschland der mit Abstand größte private Fondsmarkt vor Italien (668 Milliarden Euro) und Spanien (407 Milliarden Euro). Die drei Länder stehen für mehr als die Hälfte des Fondsbesitzes privater Anleger.

Wie eine Umfrage des BVI auch zeigt, sind der wichtigste Vertriebskanal die Kreditinstitute. Die drei Säulen des Bankensystems – Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken – stehen für zu-sammen 59 Prozent des gesamten Privatkundengeschäfts.

Fondsgebundene Lebensversicherungen sind mit einem Anteil von zwölf Prozent der zweitgrößte Vertriebskanal für Publikumsfonds. Laut Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherer (GDV) verwalteten fondsgebundene Policen Ende 2022 über 150 Milliarden Euro für ihre Anleger. An dritter Stelle folgt dann schon der freie Vertrieb. Knapp jeder zehnte in Fonds investierte Euro fließt mittlerweile über Finanzberater außerhalb des Banken- und Versicherungssektors.

Das Vorurteil, dass eine zu enge Verzahnung von Vertriebsstellen und Fondsgesellschaften nicht im-mer die Wünsche und Ziele der Anleger berücksichtigt, weil gerne hauseigene Produkte empfohlen werden, widerlegt die BVI-Umfrage. Danach erfolgt weniger als die Hälfte des Vertriebs aller Publi-kumsfonds über verbundene Gesellschaften. Bei zwei Dritteln der Umfrageteilnehmer entfallen sogar mindestens 80 Prozent auf externe Vertriebsstellen.