Cyberversicherer schreiben erstmals rote Zahlen – aber Nachfrage bleibt hoch

126
Bild: Towfiqu barbhuiya/Unsplash

Das Geschäft mit Cyberpolicen galt für die Versicherer jahrelang als enormer Wachstumsmarkt. Jetzt bekommt die Branche erste Wachstumsschmerzen, denn sie hat mit Cyberpolicen erstmals rote Zahlen geschrieben. Das verteuert zwar diese Policen, doch die Nachfrage bleibt unverändert hoch.

Der deutschen Wirtschaft entsteht ein jährlicher Schaden von rund 203 Milliarden Euro durch Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten, Spionage und Sabotage. Damit liegt der Cyberschaden etwas niedriger als im Rekordjahr 2021 mit 223 Milliarden Euro. In den Jahren 2018/2019 waren es dagegen „nur“ 103 Milliarden Euro. Das sind Ergebnisse einer Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Dem Verband zufolge waren 88 Prozent der Unternehmen im vergangenen Jahr Cyber-Angriffen ausgesetzt. Die Mehrheit davon – knapp 90 Prozent – waren kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitenden.

Doch die Wirtschaft reagiert: Cyberpolicen zur Absicherung von IT-Risiken werden bei kleinen und mittleren Unternehmen bekannter und beliebter. Das zeigen repräsentative Forsa-Umfragen aus den Jahren 2018 bis 2022 im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Doch das wachsende Geschäft mit Cyberpolicen wird für die Versicherer mehr und mehr zum Problem.

Die Branche hat mit Cyberpolicen nach Daten des GDV im vergangenen Jahr zum ersten Mal rote Zahlen geschrieben. Die Schaden-Kosten-Quote, die die Schadenzahlungen und Verwaltungskosten den Beitragseinnahmen gegenüberstellt, habe sich 2021 angesichts zunehmender Hackerangriffe auf 124 Prozent fast verdoppelt, so der GDV. Eine Quote von mehr als 100 Prozent weist auf operative Verluste hin. Die Cyber-Versicherer zahlten für knapp 3700 Schäden rund 137 Millionen Euro, fast dreimal so viel wie 2020. Dem standen Beiträge von 178 Millionen Euro gegenüber.

Angesichts steigender Schäden schrecken einige Versicherer inzwischen aber vor der Zeichnung neuer und großer Risiken zurück oder machen den Versicherten hohe Auflagen. Das ändert aber nichts an der Nachfrageentwicklung nach Cyberpolicen. Ende 2021 besaßen laut GDV-Zahlen 243.000 Kunden in Deutschland eine Cyberversicherung, ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Im ersten Halbjahr 2022 sei die Zahl der Verträge in ähnlichem Maß gestiegen.